Bei einem Schlaganfall ist die Zeit ein entscheidender Faktor. Die ersten zwanzig Minuten nach dem Auftreten des Hirnschlags bestimmen häufig über das Überleben des Betroffenen. Das Zeitfenster der ersten zwölf Monate nach dem Ereignis ist ebenfalls kritisch. Nach Ablauf dieses Jahres gilt ein Patient oft als „austherapiert“, da die meisten Fähigkeiten, die bis dahin nicht zurückgewonnen wurden, in der Regel dauerhaft verloren bleiben.
Der Schlaganfall zählt zu den weltweit und in Deutschland zweithäufigsten Todesursachen und ist eine führende Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Obwohl die Neuerkrankungs- und Sterberaten in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gesunken sind, nimmt die absolute Anzahl der von einem Schlaganfall betroffenen Menschen aufgrund der demografischen Entwicklung stetig zu.
Was ist ein Schlaganfall?
Als Schlaganfall bezeichnet man gefäßbedingte Erkrankungen des Gehirns, deren gemeinsames Merkmal eine plötzlich auftretende Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung ist.
Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen.
Folgende Ursachen + Risikofaktoren begünstigen einen Schlaganfall:
- Hypertonie
- Hypercholesterinämie
- Diabetes mellitus
- Adipositas
- Herzrhythmusstörungen
- Zigarettenkonsum, besonders inhalierendes Rauchen
- Dauerstress
- Bewegungsmangel
- Einnahme der „Pille“ (Ovulationshemmer) plus Rauchen
- genetische Disposition
- hohes Lebensalter
Die am häufigsten auftretenden Schädigungen unterscheiden sich je nach der geschädigten Hirnregion und können vielfältig sein:
- Bewusstseinseintrübung
- Hemiplegie: komplette Halbseitenlähmung
- Hemiparese: inkomplette Halbseitenlähmung
- Apraxie: Störung der Fähigkeit zum koordinierten Handeln (z.B. Die Zahnbürste zum Haare kämmen verwenden)
- Aphasie: zentrale Sprachstörung. Sie betrifft das Sprechen, das Lesen, das Verstehen und das Schreiben. Der Verstand selbst ist nicht betroffen. Es wird unterschieden zwischen:
- Sensorische Aphasie (eine starke Störung des Sprachverständnisses; der Betroffene kann flüssig sprechen bis hin zu unkontrollierten Redeschwällen)
- Motorische Aphasie (stark gestörte, verlangsamte und mühsame Sprache)
- Globale Aphasie (eine starke Störung des Sprachverständnisses und der Sprache)
- Amnestische Aphasie (meist Wortfindungsstörungen) -> In der Regel treten Mischformen auf.
- Dysarthrie: Störung der Bewegung und des Gefühls im Zungen-, Mund- und Halsbereich (das Gesprochene ist schwer zu verstehen, Schluckstörungen usw.)
- Agnosie: Störung des Erkennens optischer, akustischer und taktiler Sinnesreize
- Parästhesien: Missempfindungen
- Hemianopsie: eingeschränktes oder vollständig ausgefallenes Gesichtsfeld
- Neglect: bedeutet, dass die betroffene Seite trotz intakter Sinnesorgane vom Betroffenen nicht wahrgenommen wird. Die Vorstellung für den betroffenen Halbraum ist verloren gegangen oder erschwert.
- Pushersyndrom: Verlagerung der Haltung hin zur stärker gelähmten Seite, Widerstand bei Korrektur zur Körpermitte
- Harninkontinenz
- zentrale Fazialisparese: Lähmung des Gesichtsnervs (Diese zeigt sich häufig als herabhängender Mundwinkel, Speichelfluss und Vorwölbung der betroffenen Wange durch das Ausatmen)
- psychische Veränderungen wie beispielsweise Antriebsarmut, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, depressive Tendenzen bis hin zur Depression usw.
- Störung der Aufmerksamkeit, der Konzentration, Lern- und Gedächtnisleistung
Pflegebedürfnisse nach einem Schlaganfall
Ein Schlaganfall kann je nach Folgeschädigung unterschiedlichste Pflegebedürfnisse erforderlich machen. Diese können körperlicher, emotionaler und psychologischer Natur sein.
Zu typischen Pflegetätigkeiten in der Schlaganfall-Pflege zählen:
- Hilfe beim Ankleiden und bei der Mobilisation
- Körperpflege-Maßnahmen wie Zähneputzen, Unterstützung beim Duschen oder Baden
- Nahrungszubereitung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
- Begleitung zu Arztterminen und Mitgestaltung der Freizeit
Umgang mit möglichen Einschränkungen lernen
Vor und nach der Rückkehr in die vertraute Umgebung müssen potenzielle Einschränkungen im täglichen Leben berücksichtigt werden. Es ist wichtig zu prüfen, ob die Mobilität der betroffenen Person beeinträchtigt ist oder ob Unterstützung bei bestimmten Aufgaben erforderlich ist. Einschränkungen wie Schluckprobleme können zu Frustrationen führen, insbesondere wenn alltägliche Aktivitäten wie das Abendessen plötzlich herausfordernd werden. Besonders nach einem Schlaganfall, wenn die Sprache oder das Verständnis beeinträchtigt sind, kann die Kommunikation schwierig sein. Betroffene möchten oft etwas Bestimmtes sagen, jedoch können die richtigen Worte nicht gefunden werden.
Dies kann zu erheblicher Unzufriedenheit bei den Betroffenen führen und auch für Angehörige emotional belastend sein. Unterstützende Kommunikationsmittel wie Buchstabentafeln oder einfach das Smartphone können zeitweise hilfreich sein, um die Zeit bis zur Wiederherstellung der sprachlichen Fähigkeiten zu überbrücken. Dennoch sollten Gespräche so oft wie möglich geführt werden, die über einfache „Ja/Nein“-Fragen hinausgehen. Dies hilft nicht nur dabei, die sprachlichen Fähigkeiten zu trainieren, sondern ermöglicht auch den Meinungsaustausch mit anderen Menschen, was für uns alle von grundlegender Bedeutung ist.
Persönlichkeitsveränderungen begegnen
Die neuen Einschränkungen nach einem Schlaganfall können bei den Betroffenen oft Schamgefühle hervorrufen und das Selbstbewusstsein stark beeinträchtigen, insbesondere wenn sie plötzlich einfache oder sehr persönliche Dinge wie die eigene Körperhygiene nicht mehr eigenständig bewältigen können. Dies kann das emotionale Gleichgewicht am Anfang stark beeinträchtigen. Zudem sind nach einem Schlaganfall Veränderungen in der Persönlichkeit keine Seltenheit. Dazu zählen Distanzlosigkeit, Rückzug, Reizbarkeit, Missachtung sozialer Normen oder Misstrauen.
Obwohl sich viele dieser Persönlichkeitsveränderungen im Laufe der Zeit zurückbilden, kann es für Angehörige dennoch sehr belastend sein, damit konfrontiert zu werden. Betroffene bemerken nicht immer selbst, dass sich ihr Verhalten verändert hat. Deshalb ist es ratsam, in Ruhe das Gespräch zu suchen, ohne Vorwürfe zu machen. Stattdessen sollte die betroffene Person gefragt werden, wie sie sich fühlt, und darauf hingewiesen werden, wo Veränderungen im Verhalten aus der Sicht anderer wahrgenommen werden, um gemeinsam positive Veränderungen anzustreben.
Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt sogar eine behandlungsbedürftige Depression nach einem Schlaganfall. Daher ist es wichtig, auch die emotionale Seite nicht zu vernachlässigen. Personen, die sich häufig niedergeschlagen, traurig oder hoffnungslos fühlen und keine Motivation mehr für bisherige Aktivitäten aufbringen können, sollten ärztliche Hilfe suchen.
Medizinische Behandlung und Therapien
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall! Sollte der Verdacht auf einen Schlaganfall vorliegen, kann der sogenannte „FAST“-Test durchgeführt werden. Und so prüfen Sie die wichtigsten Anzeichen für einen Schlaganfall:
(F)ace
Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
(A)rms
Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
(S)peech
Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
(T)ime
Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Akutversorgung
Der Rettungsdienst transportiert Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall vorzugsweise in das nächstgelegene Krankenhaus, das über eine spezialisierte Schlaganfall-Station, auch bekannt als Stroke Unit, verfügt. Diese Einrichtungen sind Akutstationen, die normalerweise aus vier bis acht Betten bestehen und sämtliche erforderlichen Überwachungseinrichtungen besitzen. Sie bieten rund um die Uhr Fachpersonal aus den Bereichen Neurologie und Therapie, während die Pflegekräfte speziell für diese Situationen geschult sind.
Eine umfassende Palette an diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen steht zur Verfügung, und die Verlegung auf eine Intensivstation innerhalb des Krankenhauses ist jederzeit möglich. In diesen Einrichtungen gelten klare Standards für die Entscheidung, ob eine Weiterleitung für gefäßchirurgische oder neurochirurgische Behandlungen notwendig ist.
Während der Akutphase des Schlaganfalls, die in der Regel zwischen einem und drei Tagen dauert, bleiben die Betroffenen auf der Stroke Unit. Danach erfolgt entweder die Fortsetzung der Behandlung auf einer geeigneten Station im Krankenhaus oder bereits in einer Rehabilitationsklinik.
Bildgebende Diagnostik
Ein Schlaganfall wird üblicherweise durch bildgebende Diagnostik wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes festgestellt. Diese Untersuchungen sollten unmittelbar nach der Aufnahme im Krankenhaus erfolgen, da jede Minute entscheidend ist.
Anhand dieser Röntgenbilder kann das medizinische Fachpersonal bereits zu Beginn zwischen einer Hirnblutung oder einem Hirninfarkt unterscheiden. Abhängig von der identifizierten Hauptursache wird dann die entsprechende Therapie eingeleitet.
Akutbehandlung eines Hirninfarktes (Ischämischer Schlaganfall)
Thrombolyse
Eine der Methoden ist die Thrombolyse, auch als „Lyse“ abgekürzt. Dabei wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflösen soll, entweder über die Vene im gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verstopfte Gehirngefäß. Das Zeitfenster für diese Behandlung ist knapp bemessen, idealerweise sollte die Therapie innerhalb von viereinhalb Stunden nach dem Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome eingeleitet werden. Die Erfolgsaussichten der Behandlung sind umso besser, je früher mit der Therapie begonnen wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Lysetherapie nicht für alle Patienten geeignet ist, zum Beispiel wenn eine Hirnblutung ausgeschlossen werden muss.
Thrombektomie
Eine alternative Methode ist die Thrombektomie, die für größere Blutgerinnsel angewendet wird. Dabei entfernt ein Neuroradiologe das Gerinnsel im Gehirn mithilfe eines Katheters, der in die Leiste der betroffenen Person eingeführt wird. Das Blutgerinnsel wird durchbrochen und mit einer Art Mini-Käfig abgesaugt. Diese Technik wird in spezialisierten Schlaganfall-Zentren durchgeführt und kommt insbesondere bei größeren Gerinnseln zum Einsatz, die nicht allein durch Medikamente aufgelöst werden können. Gegenwärtig ist die Thrombektomie für etwa fünf bis zehn Prozent der Schlaganfall-Patienten eine mögliche Option.
Akutbehandlung einer Hirnblutung (Hämorrhagischer Schlaganfall)
Das entstehende Blutgerinnsel bei einer Hirnblutung verdrängt das umliegende Gewebe und kann durch den entstehenden Druck noch gesunde Gehirnregionen schädigen, was lebensbedrohlich für die Patienten sein kann. Die im Blut enthaltenen Stoffe können ebenfalls Gehirnzellen schädigen. In Fällen von größeren Blutungen kann daher eine Operation erforderlich sein, um das Blut zu entfernen.
Manchmal ist es notwendig, Teile des Schädelknochens zu entfernen, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren. Nachdem sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird der entfernte Teil des Schädelknochens wieder eingesetzt. Solche Eingriffe sind jedoch selten erforderlich und werden ausschließlich in Kliniken mit Neurochirurgie durchgeführt. In manchen Fällen kann eine Verlegung in eine andere Klinik notwendig sein, die diese Art von Operation durchführen kann.
Therapeutisches Vorgehen/Nach dem Schlaganfall
Frührehabilitation
Früher galt Ruhe als das vorrangigste Element für die Genesung von Schlaganfall-Betroffenen. Heutzutage ist jedoch bekannt, dass eine frühzeitige Mobilisierung entscheidend für eine erfolgreiche Rehabilitation ist. Typischerweise werden Schlaganfall-Patienten bereits auf der Stroke Unit mobilisiert. Wenn kein akuter medizinischer Bedarf mehr besteht, erfolgt die Weiterbehandlung in der sogenannten Phase B – der Frührehabilitation. Diese Phase kann entweder in einer entsprechend ausgestatteten Abteilung des Krankenhauses oder direkt in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik stattfinden.
Die Rehabilitation in den folgenden Phasen (C, D oder E) wird entweder stationär oder ambulant in einer Rehabilitationseinrichtung durchgeführt. Die Einteilung in diese Rehabilitationsphasen erfolgt durch die behandelnde ärztliche Fachkraft, um den benötigten Pflege- und Fachpersonal-Support darzulegen und um den Grad der Selbstständigkeit der betroffenen Person einzuschätzen. Diese Einteilung dient der Dokumentation des Fortschritts im Rehabilitationsprozess. Nicht alle Betroffenen durchlaufen alle Phasen, da dies von individuellen Faktoren abhängt.
Rehabilitation und Nachsorge
In der Rehabilitation konzentriert man sich darauf, verlorengegangene Funktionen und Fähigkeiten wiederherzustellen oder Defizite auszugleichen, beispielsweise durch die Verwendung von Hilfsmitteln. Abhängig von den Einschränkungen der betroffenen Person und ihren individuellen Zielen wird ein maßgeschneiderter Therapieplan erstellt, der kontinuierlich an ihren Zustand angepasst wird.
Das Behandlungsteam setzt sich aus ärztlichem Fachpersonal sowie Fachkräften aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zusammen. Zudem sind Pflegekräfte, Neuropsychologen und Sozialarbeiter Teil dieses Teams. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Rehabilitation auf die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Person abzustimmen und regelmäßig den Therapieverlauf zu überprüfen und anzupassen.
Leben mit Schlaganfall
Sekundärprävention
Ein wichtiges Ziel der Rehabilitation ist es zudem, Risikofaktoren für einen erneuten Schlaganfall zu erkennen und zu minimieren. Dabei geht es häufig um eine Änderung des Lebensstils, z. B. um die Umstellung der Ernährung, um ein Bewegungs- oder ein Raucherentwöhnungsprogramm. Sekundärprävention besteht zusätzlich in der Kontrolle vorhandener Risikofaktoren. Zu den Werten, die das Schlaganfall-Risiko maßgeblich beeinflussen, zählen Blutdruck, Blutfett (Cholesterin) und Blutzucker. Sie sollten regelmäßig kontrolliert und möglichst optimal eingestellt werden.
Selbsthilfe
Neben der medizinischen und therapeutischen Behandlung kann die Selbsthilfe eine bedeutende Rolle im Leben nach einem Schlaganfall spielen. Selbsthilfegruppen sind selbstorganisierte Gemeinschaften von Betroffenen und ihren Angehörigen, die aufgrund ähnlicher Erfahrungen wertvolle Unterstützung und Ratschläge zur Bewältigung neuer Lebensfragen bieten. Für viele Betroffene ist eine Selbsthilfegruppe der erste Schritt zurück in ein soziales Leben.
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe begleitet bundesweit etwa 350 Selbsthilfegruppen und vermittelt Betroffenen Kontakte. Diese Gruppen bieten eine unterstützende Gemeinschaft, in der Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam Wege zur Bewältigung der Herausforderungen nach einem Schlaganfall gefunden werden können.
Motivation + Kontinuität
Es ist von großer Bedeutung, dass Betroffene auch außerhalb der therapeutischen Sitzungen zu Hause üben. Hierfür erhalten sie oft Übungen oder „Hausaufgaben“, die sie eigenständig durchführen können. Zum Beispiel könnten bei Schwierigkeiten mit der Handmuskulatur bestimmte Greifbewegungen geübt werden oder beim Wiedererlernen der Sprache könnten Mundpositionen für bestimmte Laute vor einem Spiegel trainiert werden. Diese Übungen sollen dazu beitragen, die Fortschritte zwischen den therapeutischen Sitzungen zu unterstützen und die Genesung zu fördern.
Schlaganfallpatienten zuhause pflegen
Die Zeit nach einem Schlaganfall stellt nicht nur für die Betroffenen eine Herausforderung dar. Auch Angehörige und Partner müssen sich bei der häuslichen Pflege nach einem Schlaganfall auf viele neue Umstände einstellen. Wenn Sie Betroffene unterstützen möchten, gibt es vielfältige Möglichkeiten, dies zu tun. Allerdings ist es wichtig, dabei darauf zu achten, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Es ist entscheidend, auch auf das eigene Wohlbefinden zu achten, um die Kraft und Energie zu haben, um effektiv Hilfe und Unterstützung bieten zu können.
Kurz nach dem Schlaganfall
Bereits kurz nach einem Schlaganfall können Angehörige sich in Beratungsstellen und im Krankenhaus informieren. Dort erhalten sie Informationen darüber, welche Veränderungen im Alltag zu erwarten sind, wie man sich darauf vorbereiten kann und welche Möglichkeiten es gibt, sei es finanzielle Unterstützung oder therapeutische Hilfe. Für die meisten Betroffenen bietet sich bald nach einem Schlaganfall eine Rehabilitation an, entweder teilweise oder vollstationär. Dabei finden täglich Physio-, Ergo- und/oder Logopädie-Therapien statt, um feinmotorische Fähigkeiten, Sprache, und Schluckfunktion zu trainieren sowie Alltagsaufgaben eigenständig zu bewältigen. Gegen Ende des Rehabilitationsaufenthalts findet ein Gespräch statt, in dem Betroffene und Angehörige über den Fortschritt und das weitere Vorgehen informiert werden.
Es ist ratsam, zu prüfen, welche Ansprüche und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ohne professionelle Beratung gestaltet sich die Navigation durch das Gesundheitssystem oft schwierig. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen, wie Beratungsstellen in Städten und Gemeinden oder bei Wohlfahrtsverbänden, die Unterstützung bieten. Zudem tauschen Mitglieder von Selbsthilfegruppen viele nützliche Informationen aus. Die Erfahrung lehrt: Jemand hat vermutlich bereits ähnliche Erfahrungen gemacht und kann wertvolle Erkenntnisse teilen.
Rückkehr nach Hause
Nach der Rückkehr in ihre eigene Wohnung bemerken viele Menschen, dass sie mit neuen Einschränkungen konfrontiert sind und sich neuen Herausforderungen stellen müssen. Es ist ratsam, die Wohnung an die Bedürfnisse der Betroffenen und möglichen Behinderungen anzupassen. Das kann bedeuten, Hilfsmittel für alltägliche Aufgaben zu beschaffen oder sogar Umbauten vorzunehmen, wie zum Beispiel das Hinzufügen von Handläufen an Treppen oder die Installation eines Treppenlifts, um das verlorene Gefühl für sicheres Gehen auszugleichen. Da Umbauten Zeit erfordern, ist es ratsam, als Angehörige oder Angehöriger bereits während des Klinikaufenthalts das Gespräch mit dem Sozialdienst zu suchen, um diese Angelegenheiten zu besprechen. In Fällen von umfassenden Einschränkungen könnte auch die Organisation eines Pflegedienstes erforderlich sein.
Je nach Art der Einschränkungen nach einem Schlaganfall finden auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus langfristige Therapien statt. Viele Fähigkeiten können durch intensive Therapien wiedererlangt werden, sogar Monate oder Jahre nach dem Schlaganfall. Ein früher Therapiebeginn und kontinuierliches Training sind entscheidend für eine möglichst schnelle Verbesserung aller Funktionen. Therapeuten können teilweise auch Hausbesuche durchführen; wenn die Betroffenen mobil genug sind, können sie auch die Praxis aufsuchen. Es ist wichtig, sich frühzeitig um einen Therapieplatz zu bemühen, da je nach Region und Anzahl der Therapiezentren Wartezeiten entstehen können.
Motivation + Kontinuität
Unterstützen Sie die Betroffenen bei der Durchführung von Übungen, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Es ist jedoch wichtig, realistische Erwartungen zu setzen und keinen Druck aufzubauen, indem man suggeriert, dass alles bald wieder so sein wird wie früher. Es ist motivierender, Aktivitäten vorzuschlagen, die herausfordernd, aber nicht überfordernd sind. Dazu zählen Malen, Spiele oder kleine Ausflüge. Ein wenig Bewegung kann nicht nur helfen, körperliche Funktionen wiederherzustellen, sondern auch das Wohlbefinden steigern, besonders bei angespannter Stimmung.
Um längerfristig mit dieser Belastung umzugehen, benötigen Pflegepersonen dringend eigene Freiräume und Pausen. Jeder weiß am besten, was ihm dabei hilft. Zusätzlich könnten auch Tagespflege oder Kurzzeitpflege in Betracht gezogen werden, um Unterstützung zu erhalten.
Sich um sich selbst kümmern
Wenn man nicht auf seine eigenen Bedürfnisse achtet, ist man langfristig nicht in der Lage, sich um andere zu kümmern. Achten Sie daher auf Ihre eigenen Grenzen, um sich nicht zu überfordern. Es ist lobenswert und wichtig, anderen zu helfen, insbesondere Personen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Doch die Unterstützung eines Schlaganfall-Patienten kann viel Zeit in Anspruch nehmen, sei es durch Terminvereinbarungen oder Antragsstellungen, und kann sehr anspruchsvoll sein, besonders wenn dies zusätzlich zur Berufstätigkeit geschieht.
Es ist nicht notwendig, alles alleine zu bewältigen. Es könnte unangenehm sein, fremde Personen in die Wohnung zu lassen, aber es ist keine Schwäche, Fachleute um Hilfe zu bitten. Dies gilt auch für die Pflege von Familienmitgliedern.
Selbst wenn man als ausgebildete Fachkraft arbeitet, ist die Versorgung von Angehörigen eine andere Herausforderung – besonders, wenn man mit ihnen im gleichen Haushalt lebt. Es ist verständlich, einen geliebten Menschen vollständig betreuen zu wollen, aber im Gegensatz zur Arbeit gibt es in der Pflege keine festen Arbeitszeiten. Neben den pflegerischen Tätigkeiten müssen Sie sich ohne die professionelle Distanz mit den neuen Einschränkungen und Veränderungen im Alltag des Betroffenen auseinandersetzen, der möglicherweise auch Frustrationen an einem auslässt. All dies kann psychisch sehr belastend sein. Suchen Sie daher rechtzeitig Unterstützung und achten Sie darauf, auch Zeit für sich selbst zu nehmen und sich zu entspannen.
Hilfreiche Ressourcen und Unterstützung
S3-Leitlinie: 053-011l_S3_Schlaganfall_2021-03.pdf (awmf.org)
Schlaganfall-Hilfe: www.schlaganfall-hilfe.de
Beratungsstellen-Suche: https://www.zqp.de/beratung-pflege/
Netzwerk Selbsthilfe: Selbsthilfegruppen Pflegende Angehörige – Netzwerk Selbsthilfe (netzwerk-selbsthilfe.com)
Fazit
In der Pflege von Schlaganfall-Patienten ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen und Unterstützung anzunehmen. Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige oder Pflegepersonen sind Selbstfürsorge und das Setzen von Grenzen essenziell, um Überforderung zu vermeiden. Jeder sollte auf seine eigenen Bedürfnisse achten, um anderen helfen zu können.
Die Pflege von Schlaganfall-Patienten kann eine emotionale Herausforderung darstellen, weshalb es wichtig ist, rechtzeitig Unterstützung zu suchen und Zeit für persönliche Erholung zu finden.
Die Wichtigkeit, die physischen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse sowohl von sich selbst als auch von den Betroffenen zu berücksichtigen, um eine liebevolle und unterstützende Pflege sicherzustellen, soll an dieser Stelle betont werden.