Pflege bei Multipler Sklerose – Ein Leitfaden für Angehörige

23.08.2024

10 Minuten Lesedauer

Pflege bei Multipler Sklerose – Ein Leitfaden für Angehörige

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann. Sie wird oft durch Entzündungen verursacht, die die Schutzschicht um die Nervenfasern angreifen und beeinträchtigen. Dies kann zu Problemen mit Bewegung, Koordination, Sehkraft und kognitiven Funktionen führen. Die Auswirkungen von MS variieren stark und können von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Die Unterstützung und Pflege seitens der Angehörigen spielen eine bedeutende Rolle im Umgang mit den Herausforderungen, die die Erkrankung mit sich bringt, und können dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Was ist Multiple Sklerose?

MS ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise das Myelin, die schützende Hülle um die Nervenfasern, angreift. Dies führt zu Entzündungen und Schäden an den Nervenfasern, was die Kommunikation zwischen Gehirn und anderen Körperteilen beeinträchtigt.

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber eine Kombination aus genetischen, Umwelt- und immunologischen Faktoren wird vermutet.
Die Symptome von MS können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind. Sie können Sehstörungen, motorische Probleme, Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme, Fatigue, sensorische Störungen, sowie kognitive und emotionale Veränderungen umfassen.

Der Verlauf von MS ist variabel und unvorhersehbar. Es gibt verschiedene Verlaufsformen, darunter schubförmig remittierende MS (RRMS), sekundär progrediente MS (SPMS), primär progrediente MS (PPMS) und progressiv schubförmige MS (PRMS). Bei einigen Betroffenen kann die Krankheit schubweise verlaufen, während bei anderen ein stetiger Progress der Symptome zu beobachten ist.

Pflege bei Multipler Sklerose

Bei Menschen mit MS können vielfältige Pflegebedürfnisse auftreten, die sich auf verschiedene Ebenen erstrecken. Auf körperlicher Ebene benötigen Betroffene möglicherweise Unterstützung bei Mobilitätsproblemen, dem Umgang mit Fatigue oder dem Bewältigen von motorischen Einschränkungen.
Emotionale Aspekte spielen eine entscheidende Rolle, da MS oft zu Angstzuständen, Depressionen oder emotionalen Schwierigkeiten führen kann. Hier ist es wichtig, eine unterstützende Umgebung zu schaffen und Möglichkeiten zur psychologischen Unterstützung anzubieten.
Zusätzlich können kognitive Herausforderungen auftreten, wie zum Beispiel Probleme mit dem Gedächtnis oder der Konzentration, die besondere Unterstützung erfordern.
Die Pflege und Betreuung von MS-Patienten erfordert daher ein umfassendes Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse auf körperlicher, emotionaler und kognitiver Ebene, um eine individuell angepasste Unterstützung bieten zu können.

Medizinische Behandlung und Therapien

Bei der Behandlung von MS gibt es verschiedene medizinische Ansätze, die Ärzt:innen je nach Krankheitsverlauf und individuellen Bedürfnissen empfehlen können:

Immunmodulierende Therapien

Es gibt verschiedene Medikamente, die darauf abzielen, das Immunsystem zu modulieren und die Krankheitsaktivität bei MS zu reduzieren. Dazu gehören Interferone, Glatirameracetat, und verschiedene andere oral oder intravenös verabreichte Medikamente.

Kortikosteroide

Zur Behandlung von Schüben oder Entzündungen können Kortikosteroide verschrieben werden, um die Dauer und Schwere der Symptome zu verringern.

Symptomatische Therapien

Verschiedene Symptome bei MS, wie Muskelkrämpfe, Fatigue oder Blasenprobleme, können mit spezifischen Medikamenten oder Therapien behandelt werden, um die Lebensqualität zu verbessern.

Physiotherapie und Rehabilitation

Physiotherapie, Ergotherapie und andere rehabilitative Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von körperlichen Einschränkungen und der Erhaltung der Funktionsfähigkeit

Kognitive Rehabilitation

Spezielle Programme zur kognitiven Rehabilitation können helfen, kognitive Probleme wie Gedächtnisstörungen oder Konzentrationsprobleme zu bewältigen.

Lebensstil-Management

Eine gesunde Lebensweise, einschließlich regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und Stressmanagement, kann einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.

Es ist wichtig, mit den behandelnden Ärzt:innen oder Fachexpert:innen zusammenzuarbeiten, um das beste Behandlungs- und Therapiekonzept für die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zu ermitteln.

Leben mit Multipler Sklerose

Insgesamt ist es von Bedeutung, den Tagesablauf so zu gestalten, dass genügend Ruhe- und Erholungsphasen eingebaut werden, um Fatigue zu bewältigen. Die Nutzung von Hilfsmitteln und Anpassungen im Alltag kann die Selbstständigkeit fördern.

Ernährung

Es gibt keine spezifische Diät für MS, aber eine ausgewogene Ernährung kann das Wohlbefinden verbessern. Einige Betroffene berichten über positive Effekte bei einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung.

Bewegung

Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, die Mobilität zu erhalten und Müdigkeit zu verringern. Angepasste Übungen, Physiotherapie oder Sportarten mit niedriger Belastung können hilfreich sein.

Medikamenteneinnahme

Die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente ist entscheidend für die Kontrolle der Krankheitsaktivität. Es ist wichtig, die ärztlichen Anweisungen genau zu befolgen und eventuelle Nebenwirkungen zu besprechen.
Es ist ratsam, individuelle Bedürfnisse mit dem behandelnden Arzt oder Fachexperten zu besprechen, da sich die Bedürfnisse und Anforderungen je nach Krankheitsverlauf und individueller Situation unterscheiden können.

Unterstützung im Alltag

Selbst kleine Unterstützungsmaßnahmen können für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) einen großen Unterschied machen.

Kommunikation

Geduld und Verständnis sind wichtig. Geben Sie Betroffenen Zeit, um sich auszudrücken, und hören Sie aufmerksam zu. Vermeiden Sie Ablenkungen während Gesprächen.
Tägliche Aufgaben: Ermutigen Sie zur Nutzung von Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern können, wie z. B. Rollstühle, Gehhilfen oder spezielle Küchenutensilien.

Haushalt

Passen Sie das Zuhause an, indem Sie Barrieren abbauen und die Umgebung benutzerfreundlicher gestalten. Praktische Maßnahmen könnten das Anbringen von Handläufen oder das Entfernen von Stolperfallen sein.

Planung

Erstellen Sie zusammen mit der betroffenen Person Tagespläne und organisieren Sie Aktivitäten, um die Energie effizient zu nutzen und Überanstrengung zu vermeiden.

Begleitung zu Arztterminen

Bieten Sie Unterstützung, indem Sie bei Arztbesuchen dabei sind, um Informationen zu erhalten und bei Bedarf Notizen zu machen.

Emotionale Unterstützung

Seien Sie einfühlsam und unterstützend. Hören Sie zu und bieten Sie Hilfe an, wenn die Betroffenen darüber sprechen möchten.

Informationen

Bieten Sie Informationen über MS an, aber respektieren Sie auch die Grenzen und den Wissensstand der betroffenen Person.

Entlastung

Geben Sie sich Zeit zur Erholung. Vermeiden Sie Überforderung und suchen Sie bei Bedarf Unterstützung durch andere Familienmitglieder oder Fachleute.

Fazit

Angehörige spielen eine entscheidende Rolle in der Unterstützung von Menschen mit MS. Geduld, Verständnis und praktische Hilfe im Alltag können einen großen Unterschied machen. Die Anpassung des Wohnumfelds, die Unterstützung bei der Bewältigung täglicher Aufgaben und die Begleitung zu Arztterminen sind hilfreiche Maßnahmen. Kommunikation, emotionale Unterstützung und die Bereitstellung von Informationen über MS sind ebenso wichtig. Die liebevolle Pflege und Unterstützung seitens der Angehörigen können maßgeblich dazu beitragen, die Lebensqualität und das Wohlbefinden von MS-Betroffenen zu verbessern.

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