Wer von einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung betroffen ist, braucht besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Wir erklären Ihnen, worauf es bei der Pflege ankommt und wie sie bis ins hohe Lebensalter die Lebensqualität bestmöglich erhält.
Was ist Morbus Crohn und Colitis ulcerosa?
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten Formen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Etwa ein Drittel aller Betroffenen sind über 60 Jahre alt.
Beide Erkrankungen laufen in Schüben ab. Dabei kann der Darm stark entzündet sein. Ein Schub kann wenige Tage oder mehrere Wochen dauern. In diesen Zeiten können Symptome wie Durchfälle und Krämpfe sehr stark sein. Ist ein Schub überstanden, folgt eine beschwerdefreie Phase, die auch als Remission bezeichnet wird.
Die beiden Formen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehen mit ähnlichen Symptomen einher. Sie unterscheiden sich aber dadurch, welche Darmabschnitte wie stark von der Entzündung betroffen sind. Morbus Crohn kann den kompletten Verdauungstrakt betreffen, Colitis Ulcerosa nur Dick- und Enddarm. Bei Colitis ulcerosa finden sich häufig Blutbeimengungen im Stuhl.
Welche Symptome sind typisch?
Typische Symptome bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind:
- Darmkrämpfe
- Durchfälle und Gewichtsverlust
- Krampfartige Bauchschmerzen
- Fieber
- eine mögliche Folge davon kann Stuhlinkontinenz sein
Darüber hinaus können weitere Symptome in anderen Bereichen hinzukommen:
- Übelkeit und Erbrechen
- Rötungen, Schmerzen und Entzündungen der Augen
- Ausschlag, Geschwüre, Rötungen und Entzündungen der Haut
- Knochenschwund und Abnahme der Knochendichte
- Entzündungen der Gelenke wie Arthritis
- Entzündungen der Leber und Gallenwege
Da die Symptome den Alltag und das Sozialleben stark beeinträchtigen können, leiden die Betroffenen häufig sehr unter ihrer Erkrankung.
Welche Ursachen haben chronisch entzündliche Darmerkrankungen?
Oft wird behauptet, Morbus Crohn sei die Folge einer psychischen Störung. Doch dieser Mythos setzt Betroffene weiter unter Druck und ist falsch.
Richtig ist: Mehrere Faktoren könnten der Auslöser sein. Die genaue Ursache der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist bis heute nicht ganz geklärt.
Wahrscheinlich spielt das Immunsystem Betroffener und eine genetische Veranlagung eine Rolle. Auch eine gestörte Darmflora und Umweltfaktoren könnten die Entstehung der Krankheit begünstigen.
Wie werden chronisch entzündliche Darmerkrankungen behandelt?
Leider sind die Erkrankungen bis heute nicht heilbar. Ärztinnen und Ärzte können jedoch die Beschwerden lindern, etwa mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortisonpräparaten.
In schweren Fällen verabreichen sie Medikamente, die das Immunsystem gezielt unterdrücken. Manchmal sind auch operative Eingriffe notwendig, bei denen ein Teil des Darms entfernt wird. Auch ein künstlicher Darmausgang kann teilweise nötig sein.
Die gute Nachricht ist: Die Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist bei entsprechender Behandlung in den letzten dreißig Jahren deutlich gestiegen. Sie nähert sich der von gesunden Menschen an, erreicht sie aber noch nicht. Umso wichtiger ist, dass die Betroffenen medizinisch und pflegerisch gut begleitet werden – bis ins hohe Alter.
Was bedeuten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa für die Pflege?
Die Erkrankung ist für Betroffene häufig sehr belastend. Umso wichtiger ist es, dass Pflegenden ihnen mit besonderer Feinfühligkeit zur Seite stehen.
Ziel ist es, das soziale Leben Betroffener auch innerhalb von Pflegeeinrichtungen möglichst wenig zu beeinträchtigen und ihr Selbstwertgefühl und ihren Lebenswillen zu stärken.
Bei Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa ist der Pflegebedarf nicht genau planbar, da die Schübe in unterschiedlicher Stärke verlaufen. In akuten Phasen kann daher die Versorgung Betroffener auch für die Pflegenden belastend sein.
Doch es gibt Maßnahmen, die helfen können.
Welche Maßnahmen unterstützen die Pflege bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa?
Allgemeine Hilfsmaßnahmen
Wenn Sie selbst an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden oder jemanden pflegen, der betroffen ist, können Ihnen folgende Tipps den Alltag erleichtern:
- Ein pflegegerechter Badumbau kann alle Beteiligen bei der Körperpflege entlasten und Stürzen vorbeugen.
- Es gibt eine große Auswahl an Inkontinenzmaterial, das Betroffenen den Alltag erleichtert. Wenn Sie ein ärztliches Rezept haben, erhalten Sie sogar eine Erstattung von der Krankenkasse.
- Bei der Körperpflege gilt besondere Vorsicht. Gerade während akuter Schübe können spezielle Cremes den Analbereich Betroffener schützen.
- Ein Notfall-Set mit Intimpflege-Artikeln, Vorlagen und Hautpflegeprodukten können Sie unterwegs mitführen.
- Öffentliche Toiletten für den Notfall finden Sie über Apps wie Flush, Toilet Finder oder Toiletten Scout.
Ernährungsberatung
Für beschwerdefreie Phasen wird eine leichte Vollkost empfohlen.
Doch am besten kann Ihnen eine professionelle Fachkraft bei einer individuellen Ernährungsberatung helfen, einen Ernährungsplan zu erstellen, der zu Ihnen passt und der nicht in eine Mangelernährung führt. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, ob so etwas für Sie sinnvoll wäre.
Gut zu wissen: In akuten, schweren Krankheitsphasen kann manchmal eine sogenannte parenterale Ernährung notwendig sein, also eine Flüssignahrung mittels Infusionstherapie. In engem Austausch mit Ärzt:innen und Ernährungsberater:innen wird anschließend die Ernährung vorsichtig wieder aufgebaut.
Stressmanagement und Psychotherapie
Der belastende und häufig auch ermüdende Alltag vieler Betroffener, besonders in akuten Krankheitsschüben, kann zu Ängsten oder depressiven Verstimmungen führen.
Ein professionell angeleitetes Stressmanagement und Entspannungstechniken können Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa helfen, mit ihren Stressquellen umzugehen.
Auch ein psychotherapeutisches Angebot kann zur Unterstützung in Frage kommen.
Sport
Bewegung verbessert nicht nur die Stimmung und hilft beim Stressabbau –sie kann bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auch helfen, Folgeerkrankungen wie Osteoporose vorzubeugen. Wichtig dabei: übertreiben Sie nicht!
Empfohlen werden gemäßigte Sportarten wie:
- Radfahren
- Schwimmen
- achtsame Bewegungsübugen wie Yoga und Qi Gong
Pflegegeld bei Morbus Crohn
Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie pflegen, an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden, können Sie Ihren Anspruch auf Pflegeleistungen prüfen, bzw. eventuell die Höherstufung eines bereits bekannten Pflegegrads beantragen.
So können Sie zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten. Eine Anleitung für die Antragstellung finden Sie hier in unserem Pflegeratgeber.
Fazit – Pflege bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Die Pflege von Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erfordert besondere Aufmerksamkeit und individuelle Maßnahmen. Durch gezielte Pflegeplanung, angepasste Ernährung, Stressmanagement und geeignete sportliche Aktivitäten kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessert werden.
Häufige Fragen
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehören zu den häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Erkrankte sind schubweise von schweren Durchfällen und Bauchkrämpfen betroffen.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können nicht geheilt werden. Je nach Schweregrad werden die Symptome auf unterschiedliche Weise gelindert. Wichtig ist eine gute Begleitung durch Ärzt:innen, Ernährungsberater:innen und Pflegende.
Pflegende sollten sich Fachwissen über die Erkrankung aneignen und Betroffene sehr feinfühlig begleiten. Denn die schwere Erkrankung belastet körperlich und psychisch häufig stark.
Neben praktischen Alltagstipps im täglichen Umgang mit der Erkrankung werden gemäßigter Sport, eventuell eine Ernährungsberatung und psychotherapeutische Unterstützung als unterstützende Maßnahmen empfohlen.
Durch eine Erkrankung wie Morbus Crohn können pflegerische Aufgaben anfallen, die entweder die Beantragung eines Pflegegrads oder dessen Höherstufung möglich und sinnvoll machen.