Hygiene spielt eine entscheidende Rolle im Gesundheitswesen und ist besonders in Pflegeeinrichtungen von großer Bedeutung. Sie dient nicht nur dem Schutz der pflegebedürftigen Personen, sondern auch dem Wohl der Mitarbeitenden und Besuchenden. Dieser Leitfaden bietet einen Überblick über die Grundlagen und die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen, um Infektionskrankheiten effektiv vorzubeugen und die Gesundheit aller zu fördern.
Was ist Hygiene?
Hygiene ist die Lehre von der Verhütung von Krankheiten und die Erhaltung, Förderung und Festigung der Gesundheit. Sie hat zum Ziel, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des einzelnen und der Gesellschaft zu erhalten oder zu verbessern.
Um ihr Ziel zu erreichen, beschäftigt sich die Hygiene vor allem mit krankmachenden Einwirkungen auf den Organismus und versucht durch verschiedene Maßnahmen (Aufklärung, Reinigung, Desinfektion, Sterilisation, Grenzwerte) auszuschalten.
Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Verhütung von Infektionskrankheiten. Dabei stellen sich der Hygiene immer neue Herausforderungen durch immer resistenter werdende Bakterien.
Aber auch andere Organismen, wie z.B. ein seit 2019 in Deutschland aufgetretene Pilz bildet Resistenzen; das candida auris. Es sind also nicht nur Bakterien, die Resistenzen bilden können.
Was ist eine Resistenz?
Eine Resistenz wird oftmals als „Toleranz“ oder „Widerstandsfähigkeit“ verstanden. Dabei ist die Begrifflichkeit nur korrekt, insofern von einer „epidemiologischen Resistenz“ gesprochen werden kann.
Es gibt viele verschiedenen Resistenzen. Vielen ist der Begriff einer sogenannten Kreuzresistenz ein Begriff. Dieser ist im Zusammenhang mit einer Allergie oder Unverträglichkeit bei bestimmten Nahrungsmitteln wie Nüssen bekannt, in dessen Kontext häufig eine Unverträglichkeit oder Allergie gegen Karotten entwickelt wird. Grob vereinfacht kann sich dieser Prozess auf der Ebene der Mikroorganismen ähnlich vorgestellt werden; hierbei können die Mikroorganismen sogar miteinander „kommunizieren“ und sich vor z.B. einem Antibiotikum gegenseitig über Signale, Botenstoffe und anderen Mechanismen warnen – und wappnen.
Krieg der Welten
Im Laufe der Evolution haben sich Bakterien und andere Mikroorganismen ständig verändert. Dies geschieht durch den sogenannten Selektionsdruck, da die Erreger hier nicht durch Nachdenken auf die Idee kommen Abwehrmechanismen zu bilden. Es ist sehr erstaunlich, welche Mechanismen die Erreger hier anwenden. Bildlich übersetzt, kann man sich dies wie ein Krieg in einer kleinen Welt vorstellen. Der Mensch sucht nach Vernichtung der Erreger, die Erreger möchten überleben. Wenn man sich hierbei die Bakterien ansieht, dann nutzen diese mannigfache und intelligente Abwehrstrategien. Zum einen können Bakterien auf ihren Oberflächen die Rezeptoren derart verändern, dass der Wirkstoff des eingesetzten Antibiotikums nicht mehr andocken kann. Kein Andocken an die Zelle bedeutet kein Eindringen und somit keine Wirksamkeit. Auch setzen Antibiotika an Stoffwechselprozessen an. Stoffwechselprozesse sind z.B. der Vorgang der Zellatmung oder der Vermehrung. Hier hat das Bakterium gelernt eine Art Bypass zu bilden. Es umgeht die betroffene Zone des Stoffwechsels und somit kann das Antibiotikum hier nicht mehr wirksam werden. Ganz interessante Mechanismen sind vor allem die Multi-Efflux-Drug-Pumpe und die Glycosid-Kapselbildungen.
Erstere dient dazu einen sich der Zelle nähernden Wirkstoff des Antibiotikums aktiv aus der Zelle herauszupumpen. Hierbei „weiß“ das Bakterium, dass sich Wirkstoffe nähern, und wirft die Pumpfunktion an, bevor der Wirkstoff überhaupt die Zelle erreicht hat. Hier kann kein Wirkstoff in das Bakterium eindringen. Auch kann es eine Schleimbildung anregen, die dann eine sogenannte Glycosid-Kapsel bildet und den Wirkstoff nicht an die Zelle heranlässt. Das Bakterium befindet sich in einer Art undurchlässigen Kokon und ihm ist nicht beizukommen.
Welch interessante Abwehrmechanismen, oder?
Was sind Multiresistenzen?
Bleiben wir bei dem Beispiel unseres Bakteriums, haben wir verschiedene Antibiotikagruppen und -untergruppen, die gegen die krankmachenden Bakterien eingesetzt werden.
Begonnen hat das Antibiotika-Zeitalter mit der Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming im September 1928. Er entdeckte auf einer liegengebliebenen verunreinigten Petrischale eine ungewollte Schimmelpilzbildung in Kranzform. Was viele nicht wissen ist, dass es sich schon damals um den heute bekanntesten Erreger des Staphylococcus aureus (kurz Staph. aureus) handelte. Den heutzutage Methicillin- resistent gewordenen Erreger nennt man auch den Goldstamm, da aureus lateinisch Gold bedeutet.
In neuster Zeit sind aber auch Aufzeichnungen aus dem Mittelalter bekannt geworden, die darauf hinweisen, dass den damals lebenden Menschen schon antibiotikawirksame Pflanzen bekannt waren, die Heilkundige bewusst gegen bestimmte Infektionen einsetzten. Hier verhält es sich wie bei Christoph Columbus und der Frage:“ Wer entdeckte zuerst Amerika?“
Multiresistente Erreger sind Erreger mit Vielfachresistenzen. Bei den MRSA- Bakterien sind diese gegen den Wirkstoff des Antibiotikums Methicillin resistent. Bei den VRE- Bakterien ist das Vancomycin, welches früher noch als Reserveantibiotikum gehandelt wurde, unwirksam geworden. Weitere Einteilungen existieren bei den MRGN- Bakterien. Diese werden in 3MRGN, also in eine Gruppe eingeteilt, die 3 Antibiotika-Resistenzen aufweisen, und in 4MRGN, kategorisiert. 4MRGN ist deshalb sehr dramatisch, da hier eine Resistenz gegen ein hoch wirksames Antibiotikum besteht. Oftmals stehen für die Menschen, die mit einem 4MRGN infiziert sind, keine wirksamen Antibiotika mehr zur Verfügung. In letzter Zeit kann man einen leichten, aber stetigen Anstieg dieser Infektionen erkennen.
Basis Hygiene und Spezielle Hygiene
Aus den oben aufgeführten Prozessen ist im Laufe der Zeit eine Hygiene erwachsen, die zum Ziel hat, vulnerable pflegebedürftige Personen, wie sie in Korians Pflegeeinrichtungen zu finden sind, zu schützen. Hygiene wird bei Korian kompromisslos gehandhabt. Den uns anvertrauten Menschen muss eine ausnahmslos erstklassige Hygiene zur Verfügung stehen.
Daher unternimmt Korian sehr viele Maßnahmen, um diese Hygiene sicherzustellen. Im Gesundheitssystem hat der Gesetzgeber seit mehreren Jahren bestimmte Mechanismen vorgeschrieben, damit Hygienemaßnahmen umgesetzt und implementiert werden. Hierzu zählen z.B. ein verpflichtender Hygieneplan, der sämtliche Maßnahmen beschreibt und fixiert, sowie die Bestellung von Hygienebeauftragten, die einen hohen Standard vor Ort in den Einrichtungen garantieren. Auch regelmäßige Schulungen dienen zur Wissensvermittlung und bekämpfen somit die Unkenntnis der Pflegekräfte über Hygiene, deren Maßnahmen und die weiterführende Bekämpfung und Vorbeugung von Infektionserkrankungen. Darüber hinaus unternimmt Korian weitaus mehr, um seine hoch gesteckten Ziele zu erreichen. Im internationalen Hygiene Komitee, das Korian mit seinen europäischen Standorten unterhält, werden Maßnahmen identifiziert, besprochen und für alle Einrichtungen als Best Practices, also als Erfolgsmodell eingeführt.
Hier existieren sehr vielversprechende Projekte, wie z.B. das „No-Hands-Programm“ oder das „Eskalationsstufen-Modell“, welche Schwachstellen im hygienischen Procedere detektiert haben und diese mit Erfolgsmodellen aufwerten.
Die sogenannte Basis Hygiene bietet den bestmöglichen Schutz für alle betroffenen Personen. Hierunter fallen alle allgemeinen Maßnahmen, wie die Hygienische Händedesinfektion, die Aufbereitung von Medizinprodukten, die Desinfektion, die persönliche Hygiene, das Tragen Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) u.a. Ganz besonders wichtig ist hierbei die persönliche Hygiene, die regelkonforme Händedesinfektion nach DIN EN 1500, die beim RKI (Robert-Koch-Institut) standardisiert ist, und das Wissen um die „5 moments of handhygiene“, also die Indikatoren, wann überhaupt eine Händedesinfektion angebracht ist und durchgeführt werden muss. Hier kann ohne dieses Wissen ein Zuviel an Händehygiene geleistet werden, was Hautkrankheiten hervorrufen kann und nicht nur die Umwelt, sondern auch die Pflegebedürftigen belastet, oder es kann zu wenig Händedesinfektion eingesetzt werden, was alle betroffenen Personen gefährlich werden kann. Auch die Indikation zum Einmalhandschuhtragen, deren Dauer, das korrekte normierte An- bzw. Ablegen, etc. bieten eine sehr wichtige Grundlage zur Aufrechterhaltung eines hohen Hygienestandards, der alle betroffenen vor Infektionserkrankungen schützen und die Gesunderhaltung begünstigen soll.
Die Spezielle Hygiene umfasst alle weiterführenden Maßnahmen. Wenn z.B. ein Erreger als Auslöser einer Erkrankung mit Infektionspotenzial erkannt wird, greifen Maßnahmen, die nicht nur auf den Speziellen Erreger ausgerichtet sind, sondern auch eine Weiterverbreitung dieses Erregers verhindern sollen. Es werden aktive erweiterte Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gesundheit und Bekämpfung der Infektionserkrankung normiert eingeleitet.
Hilfreiche Ressourcen und Unterstützung
Es existiert eine Vielzahl an Kampagnen und Projekten, die sich alle zum Ziel setzen die Hygiene in ihren Einrichtungen zu verbessern. Schließlich dienen diese Maßnahmen nicht nur zum Schutz der anvertrauten pflegebedürftigen Personen, sondern auch zum Eigenschutz des Personals. Weiterführende Informationen finden sich z.B. in den Kampagnen aktion-saubere-haende.de oder no-hands.de.
Eine Transparenz bestimmter Hygienemaßnahmen kann auch in den Veröffentlichungen des Moduls der HAND-KISS Überwachungen des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen gesehen werden.
Hygienemaßnahmen in Pflegeeinrichtungen – ein Fazit
Die Maßnahmen zur Hygiene, die in Korian- Einrichtungen implementiert sind, dienen zum Schutz der anvertrauten pflegebedürftigen Personen und des Personals. Aber auch die Besuchenden, Betreuenden und anderen Kontaktpersonen werden nach Möglichkeit und Notwendigkeit, aktiv in bestimmten Hygienemaßnahmen unterstützt, angeleitet oder eingewiesen. Dies gehört bei Korian zum Programm, damit ein bestmöglicher Schutz aller Personen gewährleistet werden kann, denn Krankheitserreger werden in den meisten Fällen von-Mensch-zu-Mensch oder von Mensch-über Fläche- zu Mensch übertragen.
Bei Korian arbeiten alle Bereiche, die Pflege, der Service, wie Küche und Reinigung, sowie die Betreuung und externen Anbieter Hand-in-Hand zusammen, um bestmögliche Hygienestandards durchzusetzen. Hierzu wird auch Ihre Unterstützung benötigt: Helfen Sie aktiv mit Hygienemaßnahmen umzusetzen und lassen Sie sich in die Händedesinfektion und das korrekte Verhalten bei Infektionen einführen. Die Pflegekräfte in den Einrichtungen halten spezielle Informationsblätter für Sie bereit, um Sie über die Erkrankung pflegebedürftiger Angehörige zu informieren und Ihnen das korrekte hygienische Verhalten zu erklären. Hand-in-Hand sind wir gewappnet gegen den nächsten aufkommenden Erreger!
Fragen und Antworten
Mund-Nasen-Schutzmasken gehören zur Basis Hygiene und sind bei den folgenden zwei Indikationen angebracht:
- Sie möchten Ihre Angehörigen schützen, damit sie keine weiteren Erkrankungen bekommen? Dies ist bei besonders vulnerablen Angehörigen, die z.B. viele oder chronische Krankheiten aufweisen oder einen schlechten Allgemeinzustand besitzen, sehr angebracht. Allein ein simpler Schnupfen, den Sie vielleicht schnell wieder loswerden, kann im schlimmsten Fall dramatisch für Ihre Angehörigen enden.
- In der Einrichtung ist eine Infektion bekannt, sodass eine Weisung zum Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken vorliegt. Diese sollten Sie auch in Ihrem eigenen Interesse befolgen.
Besteht Verdacht auf oder ist eine Infektionserkrankung bei pflegebedürftigen Personen der Einrichtung vermutet oder nachgewiesen, dann kann bei bestimmten Infektionserkrankungen zum Schutz Ihrer Angehörigen oder Ihrer selbst Schutzkleidung notwendig werden. Es muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein, dass Ihre Angehörigen betroffen sind. Hierzu weisen Informationen am Eingang der Einrichtung, bzw. an der Tür Ihrer Angehörigen auf eine Bitte um Kontaktnahme mit den Pflegekräften hin. Hier werden Sie umfassend über den Stand und die Maßnahmen informiert. Informationsblätter zum Nachlesen wichtiger Maßnahmen werden Ihnen hierzu ausgehändigt.
Bei Corona handelte es sich um eine weltweite Pandemie, die unbekannt war und der höchstmöglichen Sicherheitsmaßnahmen bedurfte. Für nicht mehr pandemisch auftretenden Corona-Viren wird es in dieser Form keinen Lockdown mehr geben. Isolationen sind nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben, können aber im gegebenen Fall für einzelne Personen vom ansässigen Gesundheitsamt bei einem Ausbruch veranlasst werden. Dies trifft bisher nur auf schwere, virulente und einzelne Ausbrüche zu. Zum jetzigen Zeitpunkt ist kein derartiger Virusstamm bekannt, der ein solches Vorgehen rechtfertigen würde.
Das ist eine sehr dankbare Frage, da bestimmte Lebensmittel nicht in die Einrichtung gebracht werden dürfen. Hierzu zählen gemäß Infektionsschutzgesetz §42 leicht verderbliche Lebensmittel und Lebensmittel, die besonders häufig gefährliche Erreger auslösen können. Roher Fisch, rohes oder nur halb durchgegartes Fleisch, Sahnetorten mit Rohei gefertigt, oder Sprossen, Keime, Rohmilch und deren Produkte sind z.B. nicht für vulnerable Pflegebedürftige Personen in Einrichtungen erlaubt. Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall bei den Pflegekräften, wenn Sie bestimmte Speisen in die Einrichtung hineinbringen möchten. Diese können Ihnen explizit weiterhelfen, um den Schutz Ihrer Angehörigen zu gewährleisten.
Quellen
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https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/praktische-krankenhaushygiene-und-umweltschutz/basishygienemassnahmen-im-krankenhaus?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-41169-4_23
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https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/P/Pilzinfektionen/Pilzinfektionen.html?cms_current=Mykosen+%28Pilzinfektionen%29&cms_lv2=2382362&cms_box=1
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https://ekos.rki.de/Webs/Ekos/DE/Schutzmassnahmen/PSA/psa-node.html