Die Geschichte von Helmut Wiesner beginnt vor zwei Jahren. Herr Wiesner, wie er von allen liebevoll genannt wird, ist einer der Bewohner der Curanum Seniorenresidenz Nikolastraße in Landshut. Es ist 59 Jahre alt und leidet nach einem Schlaganfall vor zehn Jahren an Depressionen und Demenz. In die Pflegeeinrichtung kommt er Mitte 2015. In der ersten Zeit ist er still und zurückhaltend – der schüchterne Mann äußert fast nie seine Meinung. Nach intensiver Betreuung und der Aufnahme in eine Beschäftigungsgruppe entdeckt die Betreuungsassistentin Beate Klewer schließlich sein künstlerisches Talent. Herr Wiesner beginnt zu malen und ist plötzlich ein ganz anderer Mensch. Von da an setzt eine starke Veränderung bei ihm ein und er wird Tag für Tag selbstbewusster und aufgeschlossener.
Seine Motive erzählen von einer schönen Welt
„Mit seiner Malerei ist der Herr Wiesner bei uns angekommen“, sagt die Einrichtungsleiterin Gabriele Schmidt über ihren talentierten Bewohner. Man habe ihm die Materialien zur Verfügung gestellt, er sei geradezu aufgeblüht und jetzt gehe es ihm viel besser. Er habe sich um 180 Grad gedreht. Der 59-Jährige verwendet Acrylfarben auf Leinwand und malt am liebsten Tiere, vor allem Vögel. Porträts, Landschaften, Blumen und Sonnenuntergänge sind auch dabei. Seine Motive sind bunt und farbenfroh, sie erzählen von einer schönen Welt.
Mittlerweile erledige er auch Aufträge von anderen Bewohnern und habe sogar drei Balkonwände bemalt, erzählt Carolina Hanglberger vom Sozialdienst. Die Balkone haben immerhin eine Fläche von zwei mal zwei Meter. Herr Wiesner hat vorher einen Entwurf gezeichnet und diesen dann auf die Außenwand übertragen. „Das hat Spaß gemacht“, sagt er zufrieden. Inzwischen füllen Herr Wiesners Bilder die Gänge der Seniorenresidenz und sein Zimmer hat sich in ein Künstleratelier verwandelt.
Im Kunstunterricht hatte er immer die beste Note
„Wenn ich etwas Schönes sehe, dann male ich gleich. Ich arbeite frei, aber ich zeichne auch vor und male es aus. Dafür braucht man ein gutes Auge“, sagt Herr Wiesner. Sein Talent kommt nicht von ungefähr: Früher, in der Mittelschule Schönbrunn in Landshut, hatte er eine Eins im Kunstunterricht. Bei einem Wettbewerb hatte er sogar einen Preis gewonnen und seine Kunstwerke wurden in der Aula ausgestellt. Nach der Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Dekorateur und fand eine Anstellung bei Karstadt in Landshut. Durch diesen Beruf habe er sein Auge und ein gutes Farbgefühl entwickelt, erklärt Herr Wiesner.
Ein positives Beispiel für die Förderung von Kreativität bei Demenz
Die Geschichte von Helmut Wiesner zeigt, dass es auch Auswege aus der Demenz gibt, wenn man intensiv fördert – ein Beispiel das Hoffnung macht. „Es tut mir gut, dass ich Anerkennung finde“, bestätigt Herr Wiesner. Dieser Erfolg ist den Pflegefachkräften zu verdanken, die ihn so toll betreut haben, ergänzt Gabriele Schmidt stolz.
Auch in den sozialen Netzwerken ist der Künstler mittlerweile eine kleine Berühmtheit. „Schön zu sehen, dass es in anderen Einrichtungen möglich ist. Freut mich sehr für Bewohner und Personal“, schreibt jemand auf Facebook. Und eine Pflegedienstleiterin ergänzt: „Wow, toll! So ein Bild würde in unsere Einrichtung auch gut passen.“ In Zukunft will Herr Wiesner übrigens auch mit Ölfarben malen, sagt er. Seine Erfolgsstory geht weiter.