Wenn es um ihren geliebten Garten geht, um die angebauten Kartoffeln, Tomaten, den Salat, dann sprüht Minna Kiefer vor Leben, erzählt mit Händen und Füßen und strahlt übers ganze Gesicht. Wer die Seniorin in ihrem Sessel sitzen sieht, kann es nicht glauben: Sie feiert an diesem Mittwoch ihren 101. Geburtstag. 1917 kam die zierliche Seniorin in Malkotsch auf die Welt, einem Dorf in der rumänischen Dobrudscha, das Auswanderer aus Schwaben und der Pfalz gegründet hatten. Auch Minna Kiefers Familie gehörte dazu, allesamt Bauern und Selbstversorger, die harte Arbeit gewohnt waren. Im gleichen Dorf wuchs Minna Kiefers späterer Ehemann Emanuel auf, die beiden heirateten 1939, ein Jahr später kam Sohn Josef auf die Welt, der drei Jahre später noch eine Schwester bekam.
Nach Deutschland umgesiedelt
Mit dem Baby und ihrem ganzen Hab und Gut wurde die Familie im November 1940 bei der Aktion »Heim ins Reich« nach Deutschland umgesiedelt und landete in Aschaffenburg. Doch die Kiefers wollten immer heim nach Rumänien, die Kriegswirren ließen eine Rückkehr aber nicht zu. Stationen in Polen folgten, bis nach dem Krieg dann Würzburg zum Lebensmittelpunkt wurde. Dort wohnte die mittlerweile vierköpfige Familie mit weiteren Angehörigen in Holzbaracken, die Männer fanden Arbeit bei den Amerikanern, Sohn Josef besuchte die Handelsschule. 1956 dann der letzte Ortswechsel: Mit dem angesparten Geld bauten sich die Kiefers zusammen mit Minnas Bruder und den Eltern ein Haus in Mainaschaff. In der Gemeinde gab es bis 1980 regelmäßige Malkotscher-Treffen, sogar eine Straße ist nach der Heimat der Kiefers benannt. Minna Kiefer hat nie einen Beruf erlernen können. Sie war Hausfrau und Mutter, fest im katholischen Glauben verwurzelt, verdiente sich durch Putzen und als Erntehelferin ein Zubrot, sorgte für die Familie und kümmerte sich um den Garten. Bis vor wenigen Wochen – also mit bereits 100 Jahren – hat sie alleine im eigenen Haus gelebt, umsorgt vom Sohn, der im Haus nebenan wohnt, und der Familie.
Regelmäßig eine Runde
Doch nach einem heftigen Sturz zog Minna Kiefer im September ins Seniorenheim Haus Mainparksee. »Es geht mir gut hier, ich bin zufrieden«, sagt die Jubilarin und erzählt, dass sie gerne bei den Spielen im Haus mitwirkt, regelmäßig mit dem Gehstock eine kleine Runde dreht. »Denn Bewegung ist wichtig«, erklärt sie energisch. An den Wänden hängen zahlreiche Familienfotos, vom 1978 verstorbenen Ehemann, den Eltern, Kindern, drei Enkeln und fünf Urenkeln. Aufgeregt wartet die Jubilarin auf Besuch an ihrem Ehrentag: Die Familie kommt, aber auch die Mitbewohner, der Landrat und der Bürgermeister wollen gratulieren.
Quelle: Cornelia Müller, Main-Echo