Es war für uns eine unbeschreibliche, unvergessliche Reise. Die letzte Reise, für meine Christa, an ihr geliebtes Meer. Nicht im Leben hätte ich gedacht, ihr diesen Wunsch noch erfüllen zu können. Meine Gedanken sind kaum in Worte zu fassen, da ich es mir schon schön vorgestellt hatte, aber nicht so unglaublich, wie es wirklich war.
Schon am Freitagmorgen, bei unserer Begrüßung, waren wir beide von den Mitarbeitern Jakob, Doreen und Miri überwältigt. Christa war aufgeregt, wie ein kleines Kind. Trotz ihrer so schlimmen Krankheit, war kein Hindernis zu viel, kein Wunsch unerfüllbar und jedes glückliche Lächeln dankbar willkommen. Die immer wiederkehrenden Worte von unseren Begleitern waren: „Bekommen wir hin! Kein Problem! Dass machen wir gerne!“. Und diese kamen spürbar von Herzen.
9,5 Stunden benötigten wir für die Hinreise zur Insel Poel. Meine große Bewunderung galt dem Team für deren sehr verantwortungsvolle Fahrweise. Jeder Handgriff saß und sie hatten immer ein Lächeln für uns beide parat, egal wie die Umstände spielten.
Und dann kamen wir am Ziel an. Ein Hotel vom Feinsten. Außen, wie Innen in jeder Hinsicht ein Traum. Freundliche und entgegenkommende Mitarbeiter, alles sauber und sehr geschmackvoll eingerichtet. Ohne längeren Rast, checkten wir ein und begaben uns nach kurzem Aufenthalt in Richtung Leuchtturm, wo ein großartiges Fischrestaurant mit einem tollen Blick aufs Meer, auf uns wartete.
Ich durfte erleben, welch faszinierende Wirkung der schicke Wünschewagen auf Menschen hat. Interesse, Begeisterung und Entgegenkommen in jeder Hinsicht, von allen mit denen wir in Berührung kamen. Jeder freute sich für Christa, was ihr großen Stolz ins Gesicht zauberte. Schon auf der Hinfahrt hat sie jedes Auto, jeden Baum und alle Wetterbedingungen mit wachem Auge genossen. Am Meer angekommen schwebte sie in ihrem Rollstuhl.
Wir aßen genüsslich draußen bei schönstem Sonnenschein. Uns bereitete es große Freude, dass sich auch Miri, Jakob und Doreen sichtlich wohl gefühlt haben. Auch ein leckeres Eis vom Italiener durfte nicht fehlen, welches wir dann gemeinsam am Strand bei einem traumhaften Sonnenuntergang genossen. Kein Wind, seichtes Wasser und ein angenehmes Abend-Licht, stimmten jeden von uns so glücklich und tiefenentspannt.
Man wollte die Zeit anhalten – für immer. Lange haben wir diesen schönen Moment ausgekostet und es war selbstverständlich, dass Christa direkt am Wasserrand mit Ihrem Rollstuhl sein durfte. Sie schloss die Augen und atmete tief die Meeresluft ein. Sie öffnete die Augen realisierte mit einem unbeschreiblichen Lächeln, dass sie wirklich am Meer war. Wir gaben ihr die Zeit und die Ruhe diesen Moment auszukosten.
Auch mein Wunsch, ihr den Wohnwagen zu zeigen, welchen ich immer mit meinen Kindern im Sommer nutze, wurde mir erfüllt. Nun weiß Christa, wo wir immer sind und jeder weitere Besuch auf der Insel steht nun in tiefer Verbindung zu ihr.
Trotz Erschöpfung ließen wir alle den Tag gemeinsam in gemütlicher Runde im Hotel ausklingen. Es war kein Problem für das Personal des Hotels, uns nach dem eigentlichen Feierabend, zu bewirten. Danach fielen wir alle in unser sehr bequemes Bett und fanden schnell den wohlverdienten Schlaf. Unser Zimmer war in jedem Fall perfekt und sehr empfehlenswert für Rollstuhlfahrer.
Am nächsten Morgen waren wir um acht Uhr zum Frühstück verabredet, um ausgiebig den Vormittag nutzen zu können. Das Frühstück war reichhaltig und ließ keine Wünsche offen. Jeder bekam seine Zeit, es ausgiebig zu genießen.
Im Anschluss wanderten wir gemeinsam zum nahegelegenen Strand und wagten uns mit den Füßen hinein. Christa hatte viel Freude beim Zusehen und stand wieder direkt am Wasserrand. Danach fuhren wir zurück ins Hotel und nutzen kurz den Wellnessbereich, um uns aufzufrischen.
Unser letztes Ziel vor der Abreise war der Kirchdorfer Hafen, um ein sensationelles Fischbrötchen zu essen. Wir genossen unser Essen direkt in der Sonne am Wasser, mit Blick auf die Boote. Bevor wir die Heimfahrt antraten, konnten wir Christa davon überzeugen eine kleine Strecke mit Unterstützung selbst zu laufen.
Trotz Stau ließ sich keiner die schöne Stimmung und die Freude über den tollen Ausflug verderben. Tapfer, ohne Schwächeln erreichten wir nach 9,5 Stunden Fahrt gegen 23 Uhr das Haus Evergreen in Butzbach.
Christa und mir, fiel der Abschied vom Team sehr schwer. So sehr waren wir, in so kurzer Zeit zusammengewachsen. Das besonders schöne ist, dass es Christa während unseres Ausflugs so gut ging, dass sie mit wachem Verstand jede einzelne Minute voll aufnahm. Vielleicht hilft die schöne Erinnerung nun, ihre höchst persönlich eigene Reise – wann auch immer sie sein wird – ein wenig zu erleichtern. Ich wünsche es ihr von Herzen!
Mit diesen Worten verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche dem gesamten Wünschewagen-Team alles, alles erdenklich Liebe und Gute.
Eure Anja Pamperin