Demenzerkrankungen beginnen schleichend. Das macht diese Krankheit so fatal und für Angehörige der Betroffenen zu einer Herausforderung. Es ist ein bekanntes Muster: Erst im Rückblick werden Einschränkungen von Betroffenen als Symptome einer Demenz erkannt.
Es ist wichtig, dass betreuende Angehörige Symptome einer Demenz als solche erkennen. Denn: Je eher dann eine Ärztin/ ein Arzt die Diagnose stellt, desto früher kann mit der Behandlung begonnen werden. Außerdem können die beobachteten Symptome auch von einer anderen Erkrankung stammen, die behandelbar ist – zum Beispiel Depressionen, Vitaminmangel, Flüssigkeitsmangel oder Elektrolytstörungen.
Und auch wenn der überwiegende Teil der Demenzerkrankungen nicht heilbar ist, können so doch früher Maßnahmen eingeleitet werden, die Betroffenen das Leben leichter machen. Außerdem können sich sowohl Erkrankte wie auch Angehörige rechtzeitig mental auf die Krankheit und eine womöglich drohende Verschlimmerung einstellen.
Elf Warnsignale für Demenz
Zur Hilfestellung für Angehörige hat die Deutsche Alzheimer Gesellschaft elf Warnsignale für eine beginnende Demenzerkrankung definiert. Sobald mehr als ein Warnsignal auf einen Menschen zutrifft, wird empfohlen, Kontakt zu einem Arzt oder einer Ärztin aufzunehmen. Die elf Warnsignale sind:
- Gedächtnisstörungen
- Gesprächen nicht mehr folgen können
- Fehlende zeitliche und/oder räumliche Orientierung
- Rückzug von der Arbeit oder sozialen Aktivitäten
- Fehlende Worte im Gespräch
- Probleme, den Überblick zu behalten
- Schwierigkeiten mit alltäglichen Aufgaben
- Schlechtes oder vermindertes Urteilsvermögen
- Veränderungen der Stimmung und / oder des Verhaltens
- Probleme mit der räumlichen Wahrnehmung
- Verlegen von Dingen
Diagnose der Demenz
Familienmitglieder, die vermuten, dass ihre Angehörigen betroffen sind, haben unterschiedliche Möglichkeiten für eine diagnostische Abklärung. Spezialisiert auf die Frühdiagnostik sind Gedächtnisambulanzen und Gedächtnissprechstunden (manchmal wird auch von Memory-Kliniken gesprochen). Fachkräfte untersuchen hier Verdachtsfälle auf Demenz. Etwa 160 solcher Gedächtnisambulanzen gibt es in Deutschland. Die regional zuständige Ambulanz finden Angehörige in einer Datenbank der Alzheimer Forschung Initiative.
Erstdiagnosen werden auch oft von Hausarzt oder Hausärztin gestellt. Empfohlen wird, dass diese dabei Fachkräfte für Neurologie, Psychiatrie oder Psychotherapie hinzuziehen. Dabei werden in der Regel sogenannte psychometrische Demenztests durchgeführt (psychometrisch = psychologisches Messen). Der bekannteste darunter ist der Uhrentest, bei dem Betroffene eine Uhr mit Zifferblatt und Zeigern sowie eine vorgegebene Uhrzeit einzeichnen sollen. Diese Tests etwa könnten auch Angehörige durchführen. Dabei besteht jedoch immer die Gefahr der falschen Interpretation. Außerdem kann ein einzelner Test wie der Uhrentest zwar Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen geben, er reicht jedoch allein natürlich nicht für eine eindeutige Diagnose aus!
Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, führen Hausarzt oder Hausärztin in der Regel weitere differentialdiagnostische Untersuchungen durch. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall des Gehirns, EEG oder MRT sowie Untersuchungen von Blut und eventuell auch Nervenwasser.
Aktuellen Forschungen zufolge kann auch ein Bluttest auf sogenannte MicroRNAs helfen, eine Demenz zu erkennen. MicroRNAs sind Moleküle mit regulierender Wirkung, welche die Herstellung von Proteinen und damit zentrale Abläufe des Stoffwechsels beeinflussen.
Früherkennung von Demenz
Auch wenn sich manche Familienmitglieder in der Situation wiederfinden mögen, dass sich ältere Angehörige nicht untersuchen lassen wollen, sollten sie möglichst versuchen, diese doch davon zu überzeugen. Eine frühzeitige Diagnose von Demenz bietet verschiedene Vorteile. Und sollte doch eine andere behandelbare Erkrankung der Grund für die Symptome sein, kann das alle Beteiligten sehr entlasten.
Therapeutische Maßnahmen können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und Erkrankten das Leben erleichtern. Betroffenen und Angehörigen bleibt außerdem mehr Zeit, das Leben auf die neue Situation auszurichten. Das Wissen um die Erkrankung kann helfen, besser mit der Situation umzugehen, als in ständiger Sorge zu leben.