10. Juli 2019
„Wir sind auf den Geschmack gekommen“ – Auf Umwegen zur Fachkraft in der Altenpflege – KORIAN setzt auf WegeBau
Allein die Geschichte, wie sich die Keyens kennengelernt haben, ist es wert erzählt zu werden. Als Kinder waren sie Nachbarn, sie sieben Jahre jünger als er, bevor sie sich aus den Augen verloren und als Erwachsene wiedertrafen.
Im Internet. „Ja, wir hatten uns beide bei einer Online-Community angemeldet und haben uns dabei tatsächlich wiederentdeckt“, sagt Denny Keyen.
Der junge Mann, in Chemnitz geboren und in Hagen aufgewachsen, war wegen einer Zeit bei der Bundeswehr und anschließender Arbeit auf dem Bau weggezogen, lebte in Freiburg. Als aus dem Online-Dialog mit der wiederentdeckten Nachbarin Interesse und dann Liebe wurde, zog er zurück in die Heimat. Heute sind die zwei nicht nur ein Ehepaar, das zwei Kinder hat, das am selben Ort arbeitet und in der gleichen Einrichtung eine Ausbildung absolviert. Beide werden auch etwa zeitgleich examinierte(r) Altenpfleger/In sein. Und beide Keyens werden dafür im sogenannten Wegebau-Programm gefördert.
Wegebau ist eine Abkürzung und heißt „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“. Auch Korian setzt bei der Förderung seiner Mitarbeiter auf die Möglichkeit der Wegebau-Förderung. So werden derzeit in den 235 Einrichtungen des Unternehmens über 110 Mitarbeiter durch das Wegebau-Programm weitergebildet – für die Arbeitsagentur ein Erfolgsmodell. Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gibt es derzeit über 21.000 Teilnehmer, fast 11.000 werden zur Fachkraft in der Altenpflege weitergebildet.
„Eigentlich wussten wir nicht, dass es so etwas überhaupt gibt“, sagt Denny Keyen. „Frau Baum kam damit auf uns zu, als sie mitbekam, dass wir uns für eine Ausbildung interessierten.“ Karina Baum, die die Korian-Einrichtung in Hagen-Emst seit 2016 leitet, sitzt jetzt neben den beiden und lässt den Einstieg nochmal Revue passieren. „Ich war von Anfang an überzeugt, dass dies für sie passen könnte.“
Prinzipiell sucht sie mit jedem Pflegehelfer, der sich weiterqualifizieren möchte, ein „gründliches Gespräch“. Motivation, Verhältnis mit den Kollegen, Umgang mit Bewohnern hat sie zwar im Arbeitsalltag schon beobachtet, möchte aber die Selbsteinschätzung des Mitarbeiters kennen. „Wenn dann jemand vehement sagt: ‚Ja, ich will das jetzt‘, dann folgt die Stufe zwei“, sagt Baum. Stufe zwei ist ein Test bei der Agentur für Arbeit. Die Keyens absolvierten alles mit Bravour und kamen vom Start der Ausbildung am 1. September 2016 in den Genuss der Förderung.
Die Eltern eines acht- und eines fünfjährigen Kindes erhalten Zuschüsse für diverse Lebensbereiche – wie etwa den Kindergarten und Fahrtkosten. Dafür absolvieren sie auch ein ambitioniertes Programm. Beide arbeiten Vollzeit und müssen gleichzeitig den Lernstoff verinnerlichen. Dabei hilft, dass ihnen der Arbeitgeber ermöglicht, immer „spiegelverkehrte“ Dienste wahrzunehmen. „Wenn ich Frühdienst habe, macht mein Mann die späte Schicht. Und umgekehrt. Zudem helfen noch die Schwiegereltern“, sagt Katharina Keyen.
Inzwischen ist Hagen-Emst zu einer Art Hochburg für das Programm geworden. In der Einrichtung, in der 107 Menschen in Pflege und Betreuung arbeiten, werden 13 Altenpflegefachkräfte ausgebildet. Insgesamt sieben von ihnen sind Wegebau-Azubis und in den kommenden Monaten sollen weitere dazukommen.
Was hat es den beiden gebracht, neben der Aussicht demnächst – und wenn alles gut geht – examinierte Altenpfleger zu sein? Neben den besseren Bezügen vor allem das: „Wir sind stolz und motiviert zugleich“, sagen sie beinahe unisono. Auch wenn beide erstmal froh sind, dass nach der Prüfungsphase eine ruhigere Zeit folgt, wollen sie weitermachen, sind sie sozusagen auf den Geschmack der Qualifizierung gekommen.
„Wir finden Wegebau eine tolle Möglichkeit, Mitarbeiter zu unterstützen, die als Pflegehelfer schon bei uns sind, tolle Arbeit leisten und zeigen, dass sie mit Menschen gut umgehen können“, so Carola Seeberger, Geschäftsführerin für Nordrhein-Westfalen bei Korian und für das Haus in Hagen zuständig. Wegebau hilft dann dabei, den Unterschied zwischen dem niedrigerem Azubi-Gehalt und dem Helfer-Gehalt auszugleichen, damit die Mitarbeiter sich diese Ausbildung leisten können.
„Wir motivieren unsere Einrichtungen ständig, nach solchen Talenten Ausschau zu halten, sie zu motivieren und ihnen durch persönliche Unterstützung, Dienstplan-gestaltung und natürlich in gewissen Rahmen auch finanziell entgegenzukommen“, so Seeberger. „Wer schon in der Pflege arbeitet und sich die Ausbildung zutraut, ist nach meiner Erfahrung häufig jemand, der den Beruf sehr lange und sehr gut ausübt, denn man kennt schon den Alltag und die Anforderungen, bevor man in die Ausbildung geht“, so Seeberger, die selbst ihre Karriere mit der dreijährigen Ausbildung begonnen hat.
Diese Einschätzung trifft offenbar sehr gut auf die Keyens zu: „Ich werde ganz sicher weiter Fortbildungen angehen“, sagt Katharina Keyen, die sich für Wund-Management interessiert. Und der Ehemann, der den Weg vom Maurer in die Pflege gegangen ist und das nie bereut hat: „Ich werde erstmal verinnerlichen und umsetzen, was ich gelernt habe. Wenn sich alles gefestigt hat, geht es sicher auch bei mir weiter“, sagt Denny Keyen. „Mich interessieren Themen wie Intensiv-Beatmung. Vielleicht sogar Pflegedienstleitung.“
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