Positive Care
Fähigkeiten fördern – individuell und ohne Medikamente
Wir bei Korian stellen uns auf die individuellen Bedürfnisse unserer Bewohner:innen ein. Aus dieser Einstellung heraus ist unser Korian-spezifisches Konzept Positive Care entstanden, das von den Korian Werten getragen wird. Positive Care ist ein ganzheitlicher, personenzentrierter und fürsorglicher Ansatz mit Schwerpunkt auf nicht-medikamentösen Interventionen. Pflegebedürftige Menschen sind aufgrund körperlicher, kognitiver oder psychischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen auf Unterstützung angewiesen. Anstatt Bewohner:innen primär mit Krankheiten und Einschränkungen in Verbindung zu bringen, konzentrieren wir uns auf ihre Stärken und noch vorhandenen Fähigkeiten. Mit den Bausteinen von Positive Care möchten wir diese Fähigkeiten fördern, die Selbstständigkeit erhalten und die Lebensqualität der Menschen verbessern.
Der Mensch im Vordergrund
Neben der pflegerischen und ärztlichen Versorgung bedeutet Positive Care für uns die nicht-medikamentöse Unterstützung der Bewohner:innen, und zwar nach den individuellen Bedürfnissen jedes:r Einzelnen. Dabei steht immer das Wohlbefinden des Menschen im Vordergrund. Wir legen unseren Fokus verstärkt auf die psychosozialen und emotionalen Bedürfnisse unserer Bewohner:innen. Sie sind bei der Planung der eigenen Betreuung jederzeit auch selbst miteinbezogen.
Die Interventionen im Überblick
Zu Beginn des Positive Care Projekts wurden zusammen mit Betreuungsmitarbeiter:innen aus unseren Einrichtungen 7 nicht-medikamentöse Interventionen ausgewählt, die den Bereichen Mobilität, Verhalten und Kognition zugeordnet werden können. Bei der Entwicklung des Konzeptes wurde darauf geachtet, dass die Aktivitäten zusammen mit den bereits bekannten und seit langem in den Einrichtungen etablierten Angeboten Anwendung finden und somit leicht umzusetzen sind. Alle Einrichtungen wurden mit dem benötigten Material ausgestattet und es werden regelmäßige Schulungen zur Planung und Umsetzung der Positive Care Interventionen für Mitarbeiter:innen durchgeführt.
- KorianFit
- Kraft- und Balancetraining
- Formacube
- Vertellekes
- Seniorentablet mit Media4Care
- KorianFit (kognitive Übungen)
- 10-Minuten-Aktivierung
- Erinnerungsreise
- 10-Minuten-Aktivierung
- Vertellekes
Die Interventionen genauer erklärt
KorianFit
KorianFit 3D wurde speziell für ältere Menschen entwickelt. Es handelt sich um eine virtuelle Spielekonsole, die zum Training motorischer Fähigkeiten oder als ADL-Training unter professioneller Anleitung genutzt werden kann. Die Übungen werden in spielerischer Form durchgeführt und geben sofort ein positives Feedback, was die älteren Personen motiviert ihre Grenzen zu überwinden. Es wurde entwickelt für Menschen mit physischen, neurologischen und/oder kognitiven Einschränkungen. Die Übungen können perfekt an das physiologische und kognitive Leistungsniveau der Benutzer:innen angepasst werden und sind so auch für stärker eingeschränkte Personen adaptierbar. Die Entwicklung der Übungen basiert auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und klinischer Praxis. Es sind viele verschiedene Übungen verfügbar und jedes Jahr werden neue Übungen entwickelt und hinzugefügt. Die Übungen können von Ergo- oder Physiotherapeut:innen angewendet werden, aber auch von speziell geschulten Mitarbeiter:innen der sozialen Betreuung.
Ziele der Übungen mit der KorianFit sind z. B:
- Funktionale Selbstständigkeit erhalten und verbessern
- Stürze verringern/ vermeiden
- Gezielte physische Aktivität als Programm in der Tagesstruktur
- Beweglichkeit im Rollstuhl und Gleichgewicht im Sitzen sowie Sitzhaltung fördern
- In manchen Fällen: Kognitive Übungen in Form von Gruppenaktivitäten
Kraft- und Balancetraining
Das Positive Care Kraft- und Balancetraining ist ein Trainingsprogramm für ältere Menschen, mit dem Kraft, Beweglichkeit, Koordination und der Gleichgewichtssinn der Teilnehmer:innen verbessert oder erhalten werden sollen. Somit können Stürze verringert werden. Des Weiteren kann das Kraft- und Balancetraining als unterstützende Rehabilitationsmaßnahme zur Rückführung in die Selbstständigkeit eingesetzt werden. Beim Kraft- und Balancetraining kommen Gewichte in Form von Hanteln und Gewichtsmanschetten zum Einsatz, die an das aktuelle Leistungsniveau der teilnehmenden Bewohner:innen angepasst werden.
Ziele eines Kraft- und Balancetrainings:
- Verbesserung der Kraft, Muskelaufbau
- Verbesserung des Gleichgewichtssinnes
- Verbesserung der Koordination
- Verbesserung der Beweglichkeit
- Erhalten der Selbständigkeit
- Verbesserung der Gangsicherheit
- Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualitä
Formacube
Formacube ist ein Therapiespiel, das aus verschiedenfarbigen Würfeln besteht, die in verschiedenen Schwierigkeitsgraden genutzt werden können, um kognitive Fähigkeiten spielerisch und mit Freude zu fördern bzw. zu erhalten. So genannte Polyominos (Legeteile, die aus mehreren zusammenhängenden Quadraten bestehen) werden zunächst von den Mitarbeiter:innen als Vorbereitung aus den bunten Würfeln zusammengesteckt. Die spielende Person hat anschließend die Aufgabe diese vorgesteckten Legeteile auf einem Arbeitsblatt auf passenden bunten Flächen zu platzieren. Die zugehörigen Arbeitshefte bieten verschiedene Schwierigkeitsgrade und steigern sich von Seite zu Seite. Das Spiel kann mit bis zu vier Teilnehmenden gleichzeitig gespielt werden.
Ziele des Spiels können z. B. sein:
- Förderung der kognitiven Fähigkeiten
- Förderung der visuellen sowie der räumlichen Wahrnehmung
- Förderung von Problemlöseverhalten
- Förderung der Greiffunktion
- Förderung von Hand-Hand-Koordination und der Auge-Hand-Koordination
- Stärkung des Selbstwertgefühls durch Erfolgserlebnisse
- Förderung der Konzentration und Aufmerksamkeit
- Förderung von neuen Interessen
Vertellekes
Vertellekes stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet „Erzählungen“. Es geht demnach darum, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen und Anregung zu geben. Dadurch wird bei den Senior:innen das Erinnern gefördert und die vielen kleinen Geschichten und Rätsel die Gedanken- und Gefühlswelt angeregt. Sie machen dabei vielfältige Kompetenzerfahrungen und erkennen, was sie noch können und wissen.
Ziele von Vertellekes sind neben der Reaktivierung des Langzeitgedächtnisses die Förderung der :
- Konzentrationsfähigkeit
- Wortfindungsfähigkeit
- Formulierungsfähigkeit
- Assoziationsfähigkeit
- Vorstellungsfähigkeit
Senioren Tablet
Auf dem Tablet, das im Rahmen der Sozialen Betreuung eingesetzt wird, befindet sich die App „Media4Care“. Die App vermittelt Lebensfreude und aktivierende Unterhaltung durch spannende und fordernde Spiele, erreichbar über eine übersichtliche, einfach bedienbare Benutzeroberfläche. Das Tablet kann flexibel in der Einzel- und Gruppenbetreuung (z.B. auch als Ergänzung von Gesprächs- und Spielerunden) eingesetzt werden.
Ziele dieser Intervention:
- Visuelle und akustische Impulse setzen
- Unterstützung bei der Biografiearbeit
- Erinnerungsarbeit sowie starke Impulsgebung für gemeinsame Gespräche
- Erhalt der kognitiven Fähigkeiten sowie des Lang- und Kurzzeitgedächtnisses
- Erhalt des Umgangs mit Zahlen und Buchstaben sowie des numerischen Verständnisses
- Stärkung der Gruppendynamik
10-Minuten-Aktivierung
Die 10-Minuten-Aktivierung ist eine Methode zur Aktivierung der Sinneswahrnehmung und des Langzeitgedächtnisses. Sie spricht die noch vorhandene Langzeiterinnerung alter Menschen an und stärkt dadurch ihr Selbstwertgefühl. Es geht um den gezielten Einsatz mit vertrauten Gegenständen aus der Vergangenheit. Es werden Aktivierungskisten zu einzelnen Themenbereichen zusammengestellt. Dabei werden Gegenstände gewählt, die jeweils zu einem gewissen Thema gehören und möglichst viele Sinne ansprechen (visuell, akustisch, taktil, olfaktorisch usw.).
Beispiele:
- „Küche“: Kochlöffel, Töpfe, Schneebesen, Nudelholz etc.
- „Werkzeuge“: Hammer, Schraubenzieher, Schrauben, Nägel etc.
- „Handarbeit“: Knöpfe, Garn etc.
- „Musik“: verschiedene Instrumente usw.
Die Utensilien zu einem bestimmten Thema werden Gruppen oder Einzelpersonen in einer ruhigen Atmosphäre vorgelegt. Diese sollen dann die Gegenstände sehen, fühlen, riechen usw. (Aktivierung der Sinneswahrnehmung); dieses Hantieren wird durch den/die Mitarbeiter:in verbal mit einfachen klaren Fragen begleitet.
Der/die Mitarbeiter:in beobachtet die Reaktionen der Bewohner:innen, greift diese wertschätzend auf und stimmt weitere Aktivitäten flexibel darauf ab. Mit diesem Vorgehen eröffnet sich die Chance, dass sich z. B. bei Menschen mit Demenz eine Tür zu Fähigkeiten öffnet, die verborgen waren und wiedererweckt werden.
Ziele:
- Förderung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit
- Wiedererwecken von gelebten Antrieben (Ordnungssinn, Disziplin, Fürsorglichkeit usw.)
- Erinnerungspflege, Aufspüren von biografisch verankerten Fähigkeiten
- Kommunikationsförderung (Einzeln oder in der Gruppe), Anregung von Gesprächen und Unterhaltung
- Förderung der Gruppenzusammengehörigkeit
- Aktivierung des Langzeitgedächtnisses
- Stärkung und Verbesserung der Kommunikation zwischen Mitarbeiter:in und Bewohner:in
Erinnerungsreise
Menschen, die sich von ihrem selbstbestimmten Leben in ihrer eigenen Häuslichkeit verabschieden müssen, müssen sich beim Einzug in eine Senioreneinrichtung je nach Persönlichkeit und momentaner Befindlichkeit oft mit den unterschiedlichsten Gefühlen auseinander setzen. Trauer, Wut, Hoffnungslosigkeit, Unverständnis und Angst sind Gefühle die durch den Auszug aus dem bisherigen Leben, das Einleben im Seniorenheim, das Altern und das unwiderruflich immer näher rückende Lebensende auftreten können. Bei Menschen mit Demenz können sich die Gefühle noch verstärken. Tröstungen und Erklärungen bleiben manchmal nur für kurze Zeit in der Erinnerung. Das Spüren der eigenen Vergesslichkeit, das Gefühl „sich selber zu verlieren“ und sich nicht mehr als “Ganzes“ zu fühlen, stellt manche Menschen vor ein großes Problem.
Durch eine Erinnerungsreise ist die Möglichkeit gegeben schöne Momente des Lebens gedanklich noch einmal zu erleben und die damit verbundenen positiven Gefühle wieder spürbar zu machen. Diese aufs Neue empfundenen Gefühle sorgen für momentanes Wohlbefinden, das anhalten kann, auch wenn der Grund dafür wieder vergessen wird. Die Erinnerungsreise ist eine von vielen Möglichkeiten, Menschen in ihrer Erinnerungspflege zu unterstützen. Hilfreich ist das Wissen um die Biografie. Je mehr Details bekannt sind, umso gezielter können passende Fragen gestellt werden, um schönes Verborgenes zum Vorschein holen zu können und Erzähltes zu ergänzen. Eine empathisch wertschätzende Zuwendung und die Wahl konfliktfreier Erinnerungsthemen sind die Basis, um in einen positiven Kontakt miteinander zu kommen.
Beispielhafte Einsatzmöglichkeiten einer Erinnerungsreise:
- Sich gemeinsam an positive Erlebnisse aus der (eigenen) Vergangenheit erinnern und austauschen
- Steigerung des Wohlbefindens durch positive Gefühle
- Gelegenheiten zum gemeinsamen Lachen schaffen
- Menschen in belastenden Situationen begleiten und mit vertrauten Gegenständen (z. B. alten Fotos) Sicherheit vermitteln